Also Kaiser, so einfach möchte ich das nicht stehen lassen.
Jede Stadt hat ihr Aushängeschild genauso wie jeder Verein ein Aushängeschild hat. Daß in Darmstadt die Vereinsstruktur in den letzten Jahren ins Wanken geriet, mag sein, jedoch weiss ich davon zu wenig, um mir darüber ein Urteil zu bilden. Sicher ist jedoch, daß der Verein über Jahre hinweg nicht gut gearbeitet hat, was wir in den 80er Jahren schon mal hatten.
Daß mit den Zuwendungen seitens der Stadt jedoch alle Vereine "gesundet" werden hätten können kann ja sein, aber jeder Verein ist doch für sich selbst verantwortlich. Jetzt die Stadt Darmstadt für eine Misere der Darmstädter Vereine verantwortlich zu machen sehe ich als falsch an.
Im Endeffekt kann jede Kommune die Vereine nicht genug unterstützen, teilweise können die Vereine aber auch nicht genug bekommen und stellen teilweise Forderungen an die Kommunen, die nicht realisierbar sind.
Im Großen und ganzen sollten wir die Kirche im Dorf lassen: Sollte JEDER in seinem Verein mal Überlegungen anstrengen, ob ein Spieler fürs Schuhe binden am Sonntag nen Euro bekommt oder auch zwei.
Der Verein, der seinen Spielern nichts zahlt (und da beziehe ich private Zahlungen mit ein), sollte den Finger heben! Alle anderen sollten besser nichts sagen.
Die Problematik in Darmstadt mit den versteckten Zahlungen und die Aufdeckungen durch die Finanzbehörden und Staatsanwaltschaft haben gewiss in vielen Vereinen die Nerven gewaltig zum Zittern gebracht. Denn es ist doch Gang und Gebe, daß in vielen Vereinen Gelder für Freizeitfußballer bezahlt werden, die in keiner Relation mehr stehen!!!
Stellen wir uns am Monatsende an den Sportplatz: Da bekommen doch hunderte Spieler nen Umschlag mit Getränkegutscheinen fürs Vereinslokal ausgehändigt und einen Gutschein für ein WellnessWochenende in Graubünden.
Selbst in der B-Klasse kommt doch schon ein Kicker, der es schafft geradeaus zu laufen - ohne zu stolpern - und fragt, was es zu verdienen gibt, bevor er das erste Mal trainiert.
Jeder kennt die Vereine, jeder weiss es. Nun traf es den SV 98. Sicher ist bei vielen die Schadenfreude groß.
Das ganze Dilemma hängt auch mit den Sponsoren und dem stetig wachsenden Druck innerhalb der Gesellschaft zusammen: Die wollen ihre Marke vermarktet haben, dafür recht wenig Geld zahlen und machen Druck: Damit müsst ihr aufsteigen, sonst ziehen wir unser Geld raus. Daß bei manchen Vereinen die "Aufträge Aufstieg" mit den vorhandenen Geldern nicht erreichen lassen, ist nachvollziehbar.
Aus Sicht der Gesellschaft wird der Verein immer mehr als Dienstleistungsunternehmen angesehen: Kosten darf es nichts, dafür will man aber Leistungen verlangen, die immer mehr nach Zuschüssen öffentlicher Hand schreien.
Ferner macht es die Gesetzgebungen den Vereinen auch nicht leichter: will man an einem Kinderturnier ne Tasse Kaffee verkaufen, hält der Fiskus sofort die Hand auf und sagt: "DANKE".
Nochmals zum Thema Aushängeschild:
Ich bin mir sicher: Wenn das eine oder andere Großunternehmen den SV98 großzügig unter die Arme greifen würde, um das drohende AUS zu verhindern, wäre das Geschrei in Darmstadt groß. Jeder Verein denkt dann: Warum DIE und nicht wir???
Aber sieht man sich Sonntags auf den Plätzen um: RW Darmstadt und DJK Darmstadt spielen Landesliga, gerade mal eine Klasse tiefer (demnächst womöglich in der gleichen)... aber die Zuschauerresonanz und die Werbewirksamkeit für potentielle Sponsoren lässt doch sehr zu wünschen übrig.
Der SV98 ist und bleibt das Aushängeschild im Darmstädter Sport, da können die Schwimmer vom DSW und die Eishockeycracks von TSG 1846 sich noch so anstrengen: Den Bekanntheitsgrad wird keiner mehr erreichen. Das ist eben die Tradition!
Die Landesligavereine betreiben einen Aufwand, der nicht durch die Eintrittsgelder zu schaffen ist!!!
Soll sich nun jeder seinen Teil denken....